TREU, M.,
Von Homer zur Lyrik. Wandlungen des griechischen Weltbildes im Spiegel der Sprache.
Beck'sche Verlagsbuchhandlung, Münchne, 1968. 2nd corr.ed. XIV,325p. Sewn. Series: Zetemata, Heft 12. Spine as well as edges cover a bit yellowed. Lower edges cover a bit creased. (Rare). ‘Die Thematik des vorliegenden Buches ist von der wissenschaftlichen Richtung bestimmt, welche vor allem durch die Namen H. Fränkel und B. Snelle repräsentiert wird, nämlich von der Bemühung, die geistige Welt eines Dichters und seiner Zeit nicht nur den bewußten und ausdrücklichen Vorstellungsinhalten abzulesen, sondern ebenso seiner ganzen sprachlichen und stilistischen Form. Wenn B. Snell auf diesem Wege u.a . der ‘Entdeckung des Geistes’ im frühen Griechentum nachspürt, so macht Treu zum Gegenstand seiner Untersuchung den Wandel der Sehweise von Homer bis zur Lyrik als kontinuierlichen geschichtlichen Prozeß; dieser hat für ihn den Bereich der Dichtung hinaus allgemeine Tragweite. Von den Ergebnissen der beiden genannten sowie anderer Forscher übernimmt Treu als Grundlage zahlreicher Einzelinterpretationen (315 f): 1. daß Homer den Menschen noch nicht wie die Folgezeit als verantwortliche Persönlichkeit kenne, 2. daß in der archaischen Zeit Eigenschaften als Funktionen der Organe und Dinge gefaßt werden, 3. daß die Sprache seit Homer vom vorwiegend verbalen Ausdruck zum vorwiegend adjektivischen und adverbiellen Ausdrucke übergehe, 4. daß die Intensität als neue Entdeckung erst in nachhomerischer Zeit neben die Kategorie des Extensiven trete, 5. (123.229) daß die Zeit als übergeordneter allgemeiner Begriff bei Homer noch fehle uns sich später mit einer eigenen Intensität fülle. Neben solchen Formen des Daseinserlebnisses untersucht Treu die Aufnahme objektiver Sachverhalte in der Dichtung, etwa wie die äußere Erscheinung des Menschen nach Größe, Gang, Gestus und Blick oder die Landschaft als Rahmen seines Tuns und Erlebens zur Darstellung komt. Aus dem Vergleich dieser Motive in Epos und Lyrik gewinnt er eine Entdeckungsgeschichte der verschiedenen Daseinsbereiche, in deren Verlauf das archaische Griechentum sich die äußere und innere Welt in ihrer Fülle allmählich angeeignet habe. (…) Je reicher eine Kultur wird, desto heikler gestaltet sich die Umsetzung von Literaturgeschichte in Geistesgeschichte. Von diesem Gesichtspunkt aus ergeben sich nun auch Treus Methode gegenüber Bedenken. Gilt die seinen Untersuchungen zugrunde gelegte Zeitabfolge Ilias - Odyssee - aeolische Lyrik mit den Zwischengliedern Hesiod, Homerische Hymnen, Alkman, usw. wirklich so uneingeschränkt, daß man ihr ohne Berücksichtigung retardierender oder isolierender Stiltendenzen eine über das Literarische hinausgehende Kulturentwicklung ablesen kann?’ (FRITZ WEHRLI on the first edition in Gnomon, 1956, pp.574-575).
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(Antiquarian)