SCHRÖTER, E.,
Die Ikonographie des Themas Parnass vor Raffael. Die Schrift- und bildtraditionene von der Spätantike bis zum 15. Jahrhundert.
Olms, Hildesheim / New York, 1977. XX,401,45p. ills.(B&W photographs). Paperback. Series: Studien zur Kunstgeschichte, Band 6. ‘Nur unzureichend war bislang die Frage gestellt worden, wann un d durch welche Motivationen es zu einer Lokalisierung des Musenführers nebst seines Gefolges (statt auf dem doppelgipfligen Helikon) auf dem paradiesisch anmutenden Berg Parnaß gekommen ist. Die vorliegende Bonner Dissertation aus dem Fach Kunstgeschichte von 1971 gibt eine überzeugende, materialreich belegte Antwort. Sie geht aus von Raffaels Parnaßfresko in der Stanze della Signatur im Vatikan und will klären, wie der Maler um 1510 zu dieser damals neuartigen Figuration eines erhabenen Bildthemas gefunden hat. Zu diesem Zweck hat die Autorin im musterhafter Weise alle ikonographische, literarischen sowie musikhistorischen Quellen befragt und miteinander minutiös verglichen. Diese möglichst breit angelegten Materialbasis allein erlaubt es ihr, von der Antike her den Wandel der Parnaß-, Apoll- und Musenvorstellungen darzustellen und damit einen bedeutenden Beitrag zur Kulturgeschichte zu leisten, worin der musikgeschichtliche Aspekt gebührend einbegriffen ist. Bisherige Ansichten revidierend legt die Autorin dar, daß erst seit dem römischen Dichter Papinius Statius (1.Jahrhundert) Apoll und die Musen mit dem Parnaß im Beziehung gesetzt worden sind, wobei Dionysos und Gefolge von dort mehr und mehr verdrängt wurden. Dieser galt fortan anstelle des Helikon als der bevorzugte dichterische Inspiration. So sehr später während des Mittelalters vornehmlich literarische Quellen die Vorstellung prägten und wandelten, so kamen seit dem 14. Jahrhundert in Italien auch Bildwerke hinzu, die sinnfällig die mit dem Parnaß und dem Sol Apollon verknüpften Sinngebungen vertiefen halfen. Marksteine in der Entwicklungen bildeten nicht nur Isidor von Sevilla, Dante oder Petrarca, sondern auch levende Bilder in Trionfi, Reliefs, Graphiken, Miniaturen in illuminierten Handschriften. Im vorliegenden Buche wird die Musenfolge seit Martinas Capella ebenso sachkundig erkläutert wie die Kennzeichnung der Musen durch Musikinstrumente, die Gleichsetzung der ‘Arminia’ mit der Kithara des Apollon oder die Erzeugung der Spärenharmonie durch die Musen. Manches Detail in der mittelalterlichen Musiktheorie wird aus diesem Zusammenhang heraus verständlicher.' (WALTER SALMEN in Die Musikforschung, 1980, p.516).
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(Antiquarian)