DIHLE, A.,
Der Kanon der zwei Tugenden.
Westdeutscher Verlag, Köln / Opladen, 1968. 54p. Sewn. Dust wrps. ‘Der Verf. versteht unter den zwei Tugenden die das Verhältnis zu den Mitmenschen (im Christentum: Nächstenliebe) und die das Verhältnis zu den Göttern oder zu Gott (im Christentum Frömmigkeit) umschreibende Gesamttugend. (…) Th. Klauser hatte nun die frühchristlichen Bildtypen des sog. Guten Hirten und des Orans als eine bildlichte Darstellung dieser zwei Tugenden gedeutet. Der Verf. erkennt diese Deutung an, und sein Problem stellt sich so: Ist dieser auch literarisch im Neuen Testament selbst belegte Zweitugendkanon ausschließlich oder primär aus dem Alten Testament, wo er sich ebenfalls findet und woran man also auch zuerst denkt, herzuleiten? Daß dies nicht der Fall ist, zeigt der Verf., indem er zunächst nachweist, daß der Zweitugendkanon im griechischen Denken von Anfang an vorhanden ist: Sein Ursprung und seine notwendige sachliche Voraussetzung liegen in der bereits bei Homer lebendigen Vorstellung der Unterteilung der ganzen den Menschen angehenden einen Welt in einen menschlichen und einen göttlichen Bereich, und lebendig bleibt der Zweitugendkanon durchgängig in der Vulgärethik. (…) Untersuchungen dieser Art können nur dann hinreichend begründet sein, wenn sie ihre letzte Orientierung nicht am Wort, sondern am begrifflichen Gehalt, der genau zu analysieren ist, suchen. Der Verf. erweist sich als ein Meister dieser Methode (…). Er analysiert nicht nur die in den wechselnden Vokabeln, in denen sich die zwei Tugenden jeweils formulieren, gemeinten Begriffe als solche, sondern er läßt diese Begriffe auch aus ihrem geschichtlich-soziologischen Zusammenhang verstehen. (…) Die vom Verf. herausgearbeitete begriffsgeschichtliche Linie halte ich im allgemeinen für überzeugend; sie ist abgesichert durch zahlreiche Belege, in denen sich eine bewundernswerte Belesenheit des Verf. widerspiegelt.’ (HANS-DIETER VOIGTLÄNDER in Gnomon, 1972, pp.820-22).
€ 22.50
(Antiquarian)